Familienunternehmen im Jahr 2015

PrintMailRate-it

Dr. Marcus Felsner antwortet
 

 Können sich die deutschen Familienunternehmen auf 2015 freuen?

In außenwirtschaftlich unsicherem Umfeld bewegen sich Deutschlands Familienunternehmen weiterhin auf solider Basis in ihrem weltweiten Wachstum. Mit starken Produkten und Dienstleistungen haben sie aber auch in dieser Lage Grund zur Zuversicht.
 

 Welche Herausforderungen und Chancen bestehen auf dem Heimatmarkt?

Der außergewöhnliche Erfolg der europäischen Einigung, an den wir gerade 25 Jahre nach dem Mauerfall und 10 Jahre nach der
ersten Osterweiterung zu Recht 2014 so viel erinnert wurden, liegt auch darin, dass für die allermeisten deutschen Familienunternehmen
die ganze EU zum Heimatmarkt geworden ist. Ihre Probleme und ihre Chancen prägen daher das Bild auch für Deutschland.
 
Der Wiederaufstieg Großbritanniens berührt unsere Unternehmer als große Chance nicht weniger als mit umgekehrten Vorzeichen die
anhaltende Sorge um den Reformwillen in anderen wichtigen Ländern wie Frankreich oder Italien. Alle Unternehmen müssen innerhalb
Deutschlands dazu mit Herausforderungen wie Energiewende, Mindestlohn und steigenden Sozialleistungen umgehen, das steuerliche Umfeld bleibt gerade für mittelständische Unternehmer eine besondere Belastung.
 

 Die Weltkonjunktur ist zuletzt wieder erheblich krisenanfälliger geworden. Einige Regionen sorgen für Beunruhigung. Was raten Sie international orientierten Unternehmen?

In stürmischen Zeiten sind Kostenkontrolle und Transparenz noch wichtiger für die Unternehmenssteuerung als sonst schon. Deshalb müssen gerade jetzt schwierige Entscheidungen für Instrumente der Liquiditätssteuerung oder im Beteiligungscontrolling gefällt werden. Es stimmt, die Welt ist in sehr grundlegender Weise in Unruhe geraten.
 
Russland, wo gerade deutsche Familienunternehmen viele Jahre sehr gut verdient haben und erhebliche Chancen für die künftige Entwicklung sahen, wird wohl auf längere Sicht nicht zu einer an industrieller Modernisierung ausgerichteten Partnerschaft mit Europa zurückkehren. Viele deutsche Firmen sind da gut beraten, vorhandene Kundenbeziehungen bestmöglich zu pflegen und im Übrigen auf Überwinterungsmodus zu schalten. Auch andere Regionen können sehr weitreichende Wirkung auf die Weltwirtschaft entfalten, denken Sie an die schwelenden Auseinandersetzungen im Südchinesischen Meer, an die gleichzeitige Implosion mehrerer Staaten im Nahen Osten. Das ist alles ein bisschen viel auf einmal. Die Devise heißt Diversifizierung. Vergangene Krisen haben gezeigt: Am härtesten trifft es diejenigen, die alles auf einen Markt, auf eine Region setzen.
 

 Können wir in dieser Hinsicht Lehren aus 2014 ziehen?

Dieses Jahr war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Sehr viele Unternehmen haben aber schon vorher gespürt, dass die Entwicklungen in vielen Märkten Europas, gerade in Osteuropa, bald kein großes Wachstum mehr bringen würden, und Investitionsentscheidungen zugunsten anderer Regionen getroffen. Die Vorstellung, man könne die Welt in große, attraktive und kleine, zu vernachlässigende Märkte unterteilen, ist eine des 20. Jahrhunderts. Erfolgreiche Unternehmen erschließen heute – zum Teil über regionale Drehkreuze – auch Märkte, die früher Kopfschütteln ausgelöst hätten. Über Südafrika haben in diesem Jahr erstmals substanziell deutsche Familienunternehmen den Weg zu zahlungskräftigen Kunden in Nigeria oder in Ostafrika gefunden.
 

 Gibt es andere signifikante Trends, die das internationale Geschehen stärker prägen werden als bisher?

Die großen Themen gewinnen an Gewicht: Versorgungssicherheit bei Energie und Rohstoffen, Gesundheitswirtschaft in alternden Gesellschaften, vernetztes Arbeiten und die damit verbundenen rechtlichen und technischen Risiken, Verlagerung auch von Forschung und Entwicklung in junge ausbildungsstarke Wachstumsmärkte. Die regionale Entwicklung erscheint weitgehend klar: Asien wächst auch 2015 stark, auch Nordamerika, insbesondere Mexiko und die USA werden besonders attraktiv für neue deutsche Investitionen bleiben. Daneben stehen etablierte Märkte in der europäischen Heimat für viele wieder im Zentrum. Scheinbar langweilige Dinge wie Investitionen in vorhandene Standorte und Vertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden ebenso eine größere Rolle spielen wie kleinere Zukäufe in den wichtigsten europäischen Märkten Frankreich und Großbritannien, aber auch in Polen und – bemerkenswert – der Tschechischen Republik.
  

Aus dem Entrepreneur

Kontakt

Contact Person Picture

Prof. Dr. Christian Rödl, LL.M. (Columbia University, New York)

Rechtsanwalt, Steuerberater

Geschäftsführender Partner

+49 911 9193 1000

Anfrage senden

Profil

Befehle des Menübands überspringen
Zum Hauptinhalt wechseln
Deutschland Weltweit Search Menu