Internationalisierung – Wichtiger Wachstumstreiber

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​Martin Wambach antwortet

 

Wie schätzen Sie den derzeitigen Internationali­sierungsgrad von deutschen Familienunternehmen ein?

​Die deutschen Familienunternehmen tragen maßgeblich zur Exportstärke Deutschlands bei. Insofern ist der Internationali­sierungsgrad v.a. im internationalen Vergleich hoch. Anders sieht es bei den ausländischen Direktinvestitionen aus. Hier gilt, dass insbesondere die Unternehmensgröße den Umfang des Auslandsengagements bestimmt, denn größere Unternehmen sind nicht nur export-, sondern auch direktinvestitionsaffiner. Allen jedoch bietet das weltweite wirtschaftliche Potenzial noch viel Luft nach oben. Anders ausgedrückt: Die Internationalisierung beginnt gerade erst.
 

In welchen Branchen ist die Internationalisierung besonders weit vorangeschritten und wo bestehen noch Potenziale?

​Technologisch anspruchsvolle Produkte werden häufig noch in Deutschland gefertigt und dann exportiert. In der Automobil- und Luftfahrtzulieferindustrie erfordern die gewünschte Kundennähe sowie große lokale Verkaufsvolumina nicht selten allerdings die Produktion vor Ort. Vergleichbares gilt, wenn „buy local​” als Kriterium zählt.
 

Aus strategischer Sicht kann es zielführend sein, einen „Zwischenstandort” in einem Land zu implementieren, um direkten Handelsbeschränkungen, Zöllen oder steuerlichen Effekten zu begegnen bzw. Vorteile im Investitionsschutz aufgrund zwischenstaatlicher Vereinbarungen zu nutzen. Und nicht zuletzt lassen sich durch direkt in den internationalen Märkten angesiedelte Einkaufsgesellschaften wirtschaftliche Vorteile erzielen. Abhängig von der Art der Güter und Leistungen bieten sich in allen Bereichen lukrative Chancen. Geografisch lohnen sich unverändert Nordamerika und zunehmend Südamerika und Afrika.
 

Welche neuen Herausforderungen haben sich aufgrund der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Lage in den letzten Monaten ergeben?

​Abhängig von den jeweiligen Gegebenheiten liegen die Herausforderungen in Markteintritts- bzw. Exportbeschränkungen, im Marken- und Patentschutz, beim Umgang mit Hochinflation bzw. Währungskursschwankungen und dem Umgang mit devisenrechtlichen Beschränkungen. Hinzu kommt, dass der Investitionsschutz schnell an Bedeutung gewinnt.
 

Nicht nur die Medien haben einen neuen Megatrend ausgemacht: Wie schätzen Sie die Rolle der Digitalisierung beim internationalen Markteintritt ein?

Ich sehe 3 relevante Aspekte:

​1.

 

 

 

 

​D​​ie​ fortschreitende Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten für eine verbesserte Länder- und Standortrecherche. Aussagekräftige Informationen zu Recht, Steuern/Zöllen und möglichen Geschäftspartnern sind in immer stärkerem Umfang verfügbar.

​2.

 

 

 

 

Di​e Digitalisierung zeigt aber auch schonungslos die Defizite im IT- / Telekommunikationsinfrastrukturbereich auf. Z.B. fehlt im Ausland häufig die erforderliche Infrastruktur oder die damit verbundenen Kosten sind um ein Vielfaches höher als in Deutschland bzw. Europa.

​3.

 

 

 

​Die Digitalisierung betrifft alle Unternehmensprozesse. So eröffnet bspw. 3-D-Printing völlig neue Möglichkeiten im Beschaffungs-, Produktions- und Absatzbereich, die es bei der Ausgestaltung der Internationalisierung zu beachten gilt.   

  

Was können deutsche Familienunternehmen lernen? Was ist Ihr wichtigster Erfahrungswert?

Internationalisierung ist ein großer Wachstumstreiber. D.h. jede Internationalisierung ist mit Wachstum und einer Zunahme an Komplexität verbunden. In der Praxis erleben wir, dass in den Unternehmen die internen Prozesse nicht in der Qualität mitwachsen, wie bspw. der Umsatz. Das gilt v.a. für das Finanz- und Rechnungswesen und das Risikomanagement. Hinzu kommt, dass die in Deutschland bewährten Handlungsmuster in der Personalwirtschaft nicht mehr passen. Die neuen im Ausland beschäftigten Mitarbeiter sind nicht langjährig mit dem Betrieb sozialisiert. Der Grad an „intuitiver Organisation” nimmt ab. Die Organisation und v.a. die Überwachung der Ordnungsmäßigkeit der Prozesse muss formaler werden. Der vom Mutterunternehmen bestellte Wirtschaftsprüfer kann hier wertvolle Unterstützung leisten.

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Martin Wambach

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, IT-Auditor IDW

Geschäftsführender Partner, Chief Digital Officer

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