Internationaler Standortvergleich: Wer gewinnt – Asien, Europa oder die USA?

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veröffentlicht am 12. Juni 2023 | Lesedauer ca. 2 Minuten
 

Rödl & Partner-Weltmarktführerindex Deutschland: Seit 2016 gibt es den von der HBM Unternehmerschule der Universität St. Gallen entwickelten und recherchierten Welt­markt­führerindex für den DACH-Raum. 


Deutsche Weltmarktführer sind per Definition international auf mindestens drei Kon­tinenten tätige Unternehmen. Das wird in Form eines global vernetzten Wert­schöpf­ungs­netzwerks oder eines starken deutschen Produktionsstandorts mit weltweit ver­teilten Vertriebsgesellschaften umgesetzt.

 Prof. Dr. Christoph Müller kommentiert

Prof. Dr. Christoph Müller ist Akademischer Leiter ad interim der HBM (Henri B. Meier) Unter­nehmer­schule der Executive School for Management, Technology & Law an der Universität St. Gallen (Schweiz) und führt dort Weiterbildungsprogramme für Führungs­kräfte durch. Mit Rödl & Partner zusammen führt er jeweils im Frühjahr und Herbst die Befragung unter den Weltmarkt­führern für den Rödl & Partner Weltmarktführerindex Deutschland durch. 

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Im Rahmen der zweimal jährlich stattfindenden Konjunkturumfrage des Rödl & Partner-Weltmarktführerindex Deutschland wird explizit nach den Einschätzungen zur internationalen Konjunktur sowie zu konkreten Her­aus­forderungen gefragt. Zwei bedeutende Entwicklungen und Antworten werden in diesem Beitrag herausge­griff­en.



In welcher Region sehen Sie zurzeit das größte Wachstumspotenzial?

Die folgende Grafik aus dem Weltmarktführerindex Deutschland verdeutlicht klar den Aufwärtstrend und die Stabilisierung bei ca. 50 Prozent hinsichtlich der Einschätzung der USA und den Abwärtstrend von ca. 75 Pro­zent auf 30 Prozent für Asien, mutmaßlich stark geprägt durch die Einschätzung für China. Europa wird hin­ge­gen nur phasenweise mit ca. 20 Prozent priorisiert. 




Im persönlichen Gespräch nennen die Weltmarktführer die Gründe für diese Veränderung der Reihenfolge. Locken die USA mit starken Investitionsanreizen sowie kalkulierbaren und relativ niedrigen Energiekosten, so schreckt v.a. China mit zunehmender Überwachung und wachsendem, dirigistischem Einfluss des Staates ab. Das führt dazu, dass weitere asiatische Staaten als neue Investitionsstandorte geprüft und ausgewählt werden. Stattdessen zeigt sich in Europa eine zunehmende Skepsis, wie die Antworten auf die Frage zur Zukunft von „Made in Germany“ belegen. Als weiterführenden Medienhinweis können Sie auch in den Mediatheken von ARD und ZDF die Berichte mit ausgewählten Weltmarktführern zu „Made in Germany“ ansehen. 
 

Ist „Made in Germany“ ein Auslaufmodell?

27 Prozent der befragten Weltmarktführer sagen dazu „Ja“, und 73 Prozent entsprechend „Nein“. Einige Kommen­tare sprechen dabei eine deutliche Sprache, auch bei der Frage zum allgemeinen Geschäftsklima in Deutschland: 


„Zu viele unbeantwortete Fragen (Infrastruktur, Bildung, Produktivität) – Standort wird zum Risiko“
„Standortnachteile werden immer größer: Steuerlast, Energie, Bürokratie“ 
„In vielen Bereichen werden ganze Industrien verschwinden. Politisch gewollt.“
„Die Industrie wird wegen der Belastungen relativ schnell abwandern“. 
„Der Deutsche ist vom tatkräftigen Anpacker zum Zögerer geworden. Am besten alles wasserdicht planen – moralisch wasserdicht, technologisch wasserdicht, wirtschaftlich wasserdicht. Es wird so lange geplant, bis die geplante Innovation ein anderer auf den Markt bringt.“ 


Die Antworten sprechen eine klare Sprache, wenngleich es natürlich auch Weltmarktführer gibt, die weiterhin auf die Widerstandsfähigkeit und die Erneuerungskraft der Industrie setzen, aber die warnenden Stimmen nehmen zu: „Zu viel idealistisches Wunschdenken, zu wenig pragmatische Umsetzung in der Realität“.    

 

Doch was sind aus ökonomischer Sicht die Ziele und Wunschvorstellungen der Unternehmen?

Der CSA-FSA-Framework von Collinson, Narula & Rugmann (2017) liefert die Begründung für die Existenz und damit im Endeffekt auch den Erfolg multinationaler Unternehmen: Die gelungene Verknüpfung von länder­spezif­ischen Vorteilen (CSA = country-specific advantages) mit unternehmensspezifischen Vorteilen (FSA = firm-specific advantages). Zu den CSA zählen Faktoren wie das Wettbewerbsumfeld, die Arbeitskräfte, die Geografie, die Regierungspolitik und die Industriecluster. Zu den FSA zählen die Belegschaft, die Technologie und/oder die Produktionsanlagen. Aus eigenen Vertiefungen der länderspezifischen Entrepreneurshipforschung (Isenberg 2011) ist bekannt, dass sowohl für das Land wie für die Unternehmen ein weiterer Faktor von zentraler Bedeutung ist: Die unternehmerische Kultur eines Landes und seiner Menschen! 

 

Es bleibt jedem selbst überlassen zu entscheiden, welcher Landeskultur man die stärkere unternehmerische Kraft zuordnet. Die Wahrscheinlichkeit liegt nahe, dass im Vergleich USA zu Deutschland die USA aktuell dabei sowohl bei den länderspezifischen Vorteilen wie auch bei der unternehmerischen Kultur seiner Bevölkerung vorne liegt. Das sollte uns ein lauter Weckruf sein, denn er ist begründet! Lassen Sie uns in die Diskussion und Umsetzung einsteigen, das mutig anzupacken!   

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